cabecero distintiva 3D

Auf die Person konzentrierte technologische Geschäfte

2009-01-20 | Artikel

Der Stand der neuen Technologien:

no keyboard present

“Windows Error 005606: Tastatur kann nicht erkannt werden, drücken Sie eine beliebige Taste um weiter zu machen”

Es ist doch ironisch, dass einer so gut wie gar nichts von Rechnern verstehen muss, um bei Spässen dieser Art ins Schmunzeln zu kommen.

Wenige Arbeiten einmal abgesehen vom reinen Handwerk gibt es heute, die ohne Informatik auskommen. Und dafür zahlen wir einen hohen Preis. Die Unternehmen investieren immer mehr Geld in Software, Aktualisierungen und die verschiedensten Applikationen und nehmen dabei beträchtliche Verluste für die Zeit in Kauf, die ihre Angestellten damit verlieren, diese zu lernen. Aber sie leiden im Stillen – wie die Hämmorrhoiden – bei dem Versuch der Beherrschung von unendlichen immer komple-xeren informatischen Tools, die sie benötigen, um ihre täglichen Aufgaben zu erledigen.

Die Angestellten leiden im Stillen unter Arbeitsweisen, die von Maschinen angeblich für sie geschaffen worden sind.

Derart resignierte “Humanoiden” (halb Mensch halb Maschine) haben zweifellos nicht Informatik studiert, wissen nicht, was die Usability ist, haben keine Ahnung von den Vernetzungen der Programmierung und gestehen sich selbstverständlich nicht die Auto-rität zu, ihren  Chefs zu sagen, dass das Programm, mit dem sie arbeiten, schwierig zu benutzen ist und daher verbessert werden müsste oder aber, dass ein anderes gekauft werden sollte. So beschränken sie sich darauf, das beste daraus zu machen und das Beste aus der Arbeitsweise zu machen, die Maschinen für sie ausgedacht haben.

Früher einmal hat es gute Gründe dafür gegeben, da stand an erster Stelle die Verbes-serung der Geschwindigkeit bei der Verarbeitung oder auch der Speicherkapazität, um die Rechner nützlicher zu machen. Das übergeordnete Ziel zu der Zeit war die Geschwindigkeit der Maschinen.

Was unverständlich ist, ist dass das heute noch genau so ist. Heute geht die Zeit damit verloren, dass Personen versuchen, ihre Rechner bedienen zu können, ohne zu warten, dass die Prozesse zuende gehen.

Wie kann es möglich sein, dass es nach so langen Jahren der Erfahrung mit der Ent-wicklung von Software-Programmen nach wie vor Probleme mit der Bedienung gibt?

Das ungeschriebene Gesetz der Entwicklung von Software: Sowie die Leute lernen, damit umzugehen, neue Version herausbringen.

Diese Realität ist in erster Linie deshalb eine traurige Wahrheit, weil der Benutzer gar nicht erst im Mittelpunkt des Geschäftes steht.

Das zur Anwendung kommende Geschäftsmodell ist eine konstante “Evolution” der Werkzeuge, damit laufend neue Versionen gekauft bzw. die alten aktualisiert werden müssen. Klar dabei ist, dass so viele Änderungen längst nicht in allen Fällen gerecht-fertigt sind.

Der Prozess ist bekannt unter dem Begriff “Die Veralterung einprogrammieren”. Zum Zeitpunkt der AufdenMarktbringung einer neuen Version wird bereits an der nächsten gearbeitet: Noch kompletter, noch leistungsfähiger, noch schöner, … und ‚besser’.

Nicht einmal wir Profis schaffen es, uns vollkommen auf dem Laufenden zu halten. Unsere Arbeit müsste es sein, MIT Rechnern zu arbeiten und nicht FÜR sie.  

Nicht einmal wir Profis schaffen es also, immer auf dem neuesten Stand zu sein. Schweiße unseres Angesichts blättern wir stundenlang durch umfangreiche Benutzer-handbücher und lernen neu alles was wir schon wussten, um auch weiterhin in unserem Beruf arbeiten zu können, d.h. MIT Rechnern und nicht  FÜR sie zu arbeiten.

Ein gut entwickeltes Programm lässt die Maschine arbeiten und nicht den Menschen.

Es gibt einen WAHRHEITSGEMÄSSEN Auszug aus einer Software-Studie, die wir gerade erst vor gut zwei Wochen abschliessen konnten:

…ich drücke die Taste Annehmen woraufhin sich das folgende Fenster zur Bestätigung öffnet  (nachstehend zwei Screenshots von Dialogfenstern des Programms):aceptar o cancelar

Und ich bemerkte dazu in meinem Bericht:

“Diese unverständliche  Manie (geerbt von den restlichen Rechnerprogrammen) der Maschine jede Bewegung – unabhängig von ihrer Relevanz - bestätigen zu müssen erfüllt mich immer wieder mit Staunen:

Wenn ich die Schaltfäche “Akzeptieren” drücke, was kann ich dann wirklich tun wollen?, und noch einmal:

WAS KANN ICH DANN WIRKLICH TUN WOLLEN?

Also akzeptiere ich mit “Akzeptieren”. 

Wie gesehen werden kann, haben wir auch die Möglichkeit zum annullieren einer “Annullation”, was aus der puren Logik heraus dann bedeuten muss, dass ich in Wirklichkeit „Akzeptiere“, oder etwa nicht? 

Dann bestehen also keinerlei Zweifel mehr,… oder doch?”

Und dieses Beispiel ist noch lange keine Ausnahme. Die Welt der Informatik ist voll von Dialogen, die absolut keinen Sinn ergeben, mit Schnittstellen, wie in dem obigen Beispiel.

Wir schleifen eine Datei in den Papierkorb zum Recyceln und das Betriebssystem fragt mich ein um das andere Mal ob ich wirklich das tun möchte, was ich gerade getan habe, d.h. ob ich sicher bin, dass ich das eliminieren möchte, was ich soeben in den verdam-mten Papierkorb geworfen habe.

Und warum taugt meine Textverarbeitung für fast alles ausser dafür, in schlichter Weise zu schreiben?

Und richtig ins Schleudern komme ich immer dann, wenn ein Papierclip an das Glas meines Bildschirms klopft, weil ich sicher mal wieder zu blöde gewesen bin, die Tausenden von hochinteressanten Funktionen meines so überwältigend multifunk-tionellen  Textverarbeitungsprogramms zu verstehen, das beinah alles kann, ausser auf einfache Weise zu schreiben.

Möglicherweise fällt es dem Programm schwer, in aller Bescheidenheit einzugestehen, dass die für die Redaktion eines Dokumentes benötigten Funktionen nur ganz wenige sind und meint, demonstrieren zu müssen, dass es noch viele Dinge mehr kann.

Der Schlüssel liegt darin, die Prozesse und nicht die Technologie zu ändern.

Die Programme sind schlecht, weil wir Funktionalität mit funktionieren verwechseln.

Die Software-Programme sind so schlecht, weil sie sich auf ihre Nützlichkeiten und nicht auf die sie bedienenden PERSONEN konzentrieren.

Dies ist einer der Gründe dafür, dass sich Entwicklungen als zu häufig ins Unendliche hinausziehen und die Programmierer ihre Arbeit ein um das andere Mal aus dem einfachen Grund heraus wiederholen müssen, dass sie davon ausgegangen waren, es reichte mit dem Funktionieren und niemand würde sich fragen, wie das vonstatten gehen soll.

Und es ist zum Anderen der Grund dafür, dass die Innovationen nur dann auf den Markt kommen, wenn sie ein Problem lösen ohne ein  anderes zu schaffen.  Technologische Fortschritte gibt es im schwindelerregenden Rhythmus, aber wir lernen sie erst kennen, wenn sie für den breiten Markt FUNKTIONELL sind und nicht zu dem Zeitpunkt, an dem sie einfach nur funktionieren.

Blogs sind hierfür das naheliegendste Beispiel: Die Technologie dafür gab es schon vor Jahren, aber sie musste erst einmal für das nicht informatisch vorbelastete Publikum verständlich gemacht werden, damit dieses im Gegenzug den Gefallen bringen konnte, ihre Kenntnisse auf anderen Wissensgebieten zu veröffentlichen und teilen.

Wie sagte noch Jacob Nielsen (bekannter Guru der Usability):

“Die Gegenwart ist ein Kapitel der Menschheitsgeschichte, das in seiner Art einzigartig in dem Sinne ist, dass die Menschheit zum ersten Mal in ihrer gesamten Geschichte die Beherrschung ihrer eigenen Werkzeuge verloren hat. ”

Und ich füge aus meiner eigenen Feder hinzu:

Wir müssen von unseren Zulieferern fordern, dass sie uns von der Last und Notwen-digkeit befreien, ihre fehlerbehafteten Werkzeuge verstehen zu müssen.

Angesichts des Umstands, dass der Kreationsprozess von Software ausser Kontrolle geraten ist und dieser Sachverhalt die hochtechnologische Industrie nicht zu scheren scheint, müssen wir die Benutzer selbst Reaktion zeigen und von unseren Lieferanten fordern, die Last der Notwendigkeit des Verstehens ihrer mangelbehafteten Werkzeuge von unseren Schultern zu nehmen und damit zu beginnen, etwas mehr an ihre Kunden zu denken.